Freitag, 20. April 2012

Nass in Rangun - Teil 2

Es ist immer noch Tag eins und das Highlight kommt erst noch. Vorher jedoch ein wenig Kultur, die man durchaus auch als ein Highlight bezeichnen kann. Eigentlich war die ganze Reise ein einziges andauerndes Highlight. Ich denke, ich sollte versuchen, in jedem Satz das Wort „Highlight“ zu verwenden. Es würde sich dann als roter Faden durch diesen Blogeintrag ziehen und innerhalb des gesamten Blogs ein tatsächliches Highlight setzen. Nunja… Vielleicht lasse ich es auch… oder?... Highlight? 

Ok, Spaß beiseite, hier kommt Kultur: Die phantastische Sule-Paya im Stadtzentrum Ranguns, in Mitten eines Kreisverkehrs. Zum Glück gibt es in Rangun (noch) nicht so viel Verkehr, denn sonst würde dieses 2000 Jahre alte Heiligtum nicht mehr so schick golden glänzen, wie es das momentan tut. Oder man müsste es einfach noch öfter aufpolieren und mit frischem Blattgold überziehen.


Gleich am Eingang der Pagoda wurden mir gegen eine Spende Blumen in die Hand gedrückt. Als ich dann den Tempel betrat, kam gleich ein netter älterer Herr auf uns zu, der uns im Folgenden die Vorgehensweise des buddhistischen Brauchtums in einem solchen Tempel (ansatzweise zumindest) erläuterte. Und zwar ist das ganze abhängig davon, an welchem Wochentag man geboren ist. Bei mir ist das der Montag (ja ich weiß, gaaanz toll: Montag!). Dementsprechend ist mein Schrein im Osten, mein Planet ist der Mond und mein Tier ist der Tiger (yeah! Wenigstens keine Ratte, wie bei Daniel). 
Die Blumen steckt man dann beim Schrein in eine Vase, dann geht man auf die andere Seite des Schreins und gießt erst dem Buddha, der oben drauf sitzt 5 mal Wasser über den Kopf und dann dem Tiger, der unten davor sitzt. Der ältere Herr erklärte uns, diese 5-mal seien für Jesus, die Bibel, unseren Bischof, unsere Eltern und unseren Lehrer. Warum wir in einem buddhistischen Tempel mit Jesus, der Bibel und all dem Kram konfrontiert wurden, war uns auch nicht ganz klar, aber wir vermuteten, dass man vielleicht einfach angenommen hat, da wir Westler sind, dass wir bestimmt Christen sind. Wie auch immer.  
Nach dem ganzen Wassergegieße streicht man noch mit der Hand über die kleinen Glöckchen, die über dem Schrein hängen und dann ist man fertig. J Wir haben uns noch den Tempel angesehen und einfach eine Weile rumgehangen. Es waren viele Leute da, die auch einfach nur rumhängen. Ich hab noch ein wenig mit dem älteren Herrn geplaudert. Das war echt toll. Ich hab ihm gesagt, wie sehr ich mich für sein Volk freue, dass jetzt diese Veränderungen in Myanmar passieren und dass mich das ein wenig an die Zeit nach der Wende in Deutschland erinnert - mit all den Veränderungen und der Demokratie und so. Darüber hat er sich sehr gefreut. Er hat auch ein wenig über die politische Situation und die Vergangenheit gesprochen und hat tatsächlich wörtlich von der Regierung als "fucking government" gesprochen. Eine solche Ausdrucksweise habe ich von einem Mann in diesem Alter nicht erwartet. Andererseits ist das nach über 50 Jahren gewalttätiger Militärdiktatur auch nachvollziehbar. Als ich ihm sagte, dass ich aus Deutschland komme, hat er sich sehr gefreut und gleich Kohl und Merkel genannt. Ich hatte den Eindruck, dass er politisch wirklich sehr interessiert war. Ein interessantes erstes Gespräch mit einem Einheimischen. :)


Komischerweise haben die Myanmaren scheinbar eine Affinität zu mit Neolichtern beleuchteten Buddha-Figuren. Das ist schon ein wenig verstörend in einem 2000 Jahre alten Heiligtum. Aber ich schätze, das ist wohl das 21. Jahrhundert – und vor allem Asien! 
Im Anschluss sind wir einfach weiter durch die Gegend getigert und haben erst mal gleich in der Nähe der Sule Paya Mittag gegessen. Für mich war’s nicht so richtig was. Das Essen in Myanmar ist leider nicht so lecker wie das in Thailand. Aber dafür hingen über allen Tischen diese lustigen Konstruktionen, an denen Feuerzeuge befestigt waren.
Frisch gestärkt ging es weiter durch die lebhaften Straßen Ranguns. Auf einer Fußgängerbrücke legten wir eine Pause ein, um das feucht-fröhliche Treiben auf den Straßen zu beobachten. Dieser Mönch hatte scheinbar die gleiche Idee.
Die Jugendlichen waren auf den Ladeflächen von Pickup-Trucks unterwegs und ließen sich an extra eingerichteten Stationen von oben bis unten nass spritzen - und das 4 Tage lang!
Hier gibt's wohl kein European Food, Chinese Food and Indian Food mehr. Ist aber auch besser, so wie das aussieht...
Coole Lady in Rangun posiert für mich vor der Kamera.
Straßenszene 
In einem Cafe gab's dann endlich U.S. Ass Chocolate Cake. Welch seltene Spezialität! Der optimale Aufhänger für Scherzchen in Richtung unserer Amerikanischen Mitreisenden. Probiert haben wir ihn dann doch nicht - hätte man eigentlich machen sollen...
Da ist es nun, das berühmte Thingyan, in seiner vollen Pracht. Ein Augenblick, der einen mit offenem Mund dastehen lässt. Mit Trucks verstopfte Straßenzüge, überall Wasser, wummernde Techno-Bässe, fröhliche Menschen, die uns zujubelten, winkten und einfach nur feierten... Unbeschreiblich.
Ich würde definitiv eine Reise nach Rangun zum Water Festival empfehlen. Man darf nur keinen normalen Sight-Seeing-Trip erwarten. Die Geschäfte haben geschlossen, öffentliche Verkehrsmittel sind kaum aktiv in diesen 4 Tagen, aber dafür gibt es jede Menge Fun auf den Straßen und man lernt die Menschen als aufgeschlossene, neugierige und freundliche Leute kennen. Ich wär gerne noch länger geblieben, um mehr von den Sehenswürdigkeiten zu sehen und weiter im Land zu reisen. Vielleicht im nächsten Jahr...

The Gang
 Kenn ich nicht.
Wir sind dann in Richtung der Hauptbühne an dieser Straße gegangen. Unterwegs wurden wir natürlich ständig mit Wasser attackiert, denn Ausländer sind ein besonders beliebtes Ziel. Direkt neben der Bühne waren die Attacken dann jedoch so vielfältig, dass man eigentlich nur noch dastehen und aushalten konnte. Nichts zu machen... Wir wurden dann von einem netten Mann gefragt, ob wir Backstage kommen wollen. 
So waren wir quasi auf/neben der Bühne, wo Musiker auftraten und die ganze Veranstaltung vom TV-Sender Sky Net übertragen wurde. Wir bekamen sogar Backstage-Pässe. Als Ausländer ist man echt (noch) was besonderes dort.
 Hinter diesem Chor stehen zwei Ausländer! Clarisse und Daniel.
Dieser Typ scheint auch irgendwie bekannt zu sein. Zumindest wurde er interviewt.
Irgendwann mussten wir dann aber doch gehen, warum auch immer. Wir sind durch das muslimische viertel Ranguns gelaufen. Ich fühlte mich fast ein wenig heimisch dort, weil ich hier in Bangkok ja auch im muslimischen Viertel wohne. Es war sehr ruhig dort. 
Subversive Antiregierungs-Graffitis. Wer allerdings KBZ, AGD und YOMA sind, weiß ich auch nicht. Vielleicht weiß es ja Google...

Google sagt: KBZ steht wohl für Kanbawza. Dabei handelt es sich scheinbar sowohl um eine Bank als auch eine Fluggesellschaft in Myanmar. AGD ist auch eine Bank (Asia Green Development). Und bei YOMA gibt's mehrere Treffer bei Google. Einer davon führt auch zu einer Bank. Wer hätte gedacht, dass es sich bei Geldwäsche um Banken handeln könnte...


Peace is waiting... Ich hoffe, dass der Frieden in Myanmar bleibt.

Bei dem erfolglosen Versuch, auf einer schätzungsweise 6-spurigen Straße (ohne Verkehr) ein Taxi anzuhalten. Wir sind dann zum Guesthouse zurück gelaufen...

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