Montag, 9. April 2012

Entdecke Thailand von einer neuen Seite - fahr' Zug!

Neues verlängertes Wochenende neues Glück. Es gab also wieder ein langes Wochenende. Freitag war Chakri-Tag. Was das ist, habe ich, glaube ich, schon in meinem letzten Blogeintrag erwähnt. Ansonsten könnt ihr hier nochmal nachgucken. Von dem Inhalt dieses Feiertages an sich hat man nichts mitbekommen. Es ist einfach ein weiterer freier Tag, der von den Thais für Dinge genutzt wurde, die sie gerne machen, die ihnen Spaß bereiten. Spaß ist für den gemeinen Thai was ganz wichtiges. Es muss immer alles sanuk sein. Sanuk heißt so viel wie spaßig. Was findet der Thai nun sanuk? Nun ja, das Wochenende lehrte uns, dass es ganz wichtig ist, dass vor allem Alkohol im Spiel ist. Am besten dazu noch ein Kartenspiel oder eine andere kurzweilige Aktivität.

Kareba und ich, als typische Deutsche, nutzten das lange Wochenende für einen Ausflug aufs Land. Genauer gesagt nach Kanchanaburi. Das liegt nord-westlich von Bangkok und ist bekannt für seine „Brücke am Kwai“. Unsere Reise begann schon vor 6 Uhr morgens mit dem Weg zum Hauptbahnhof Bangkoks – Hua Lamphong. Auch um diese Uhrzeit war dort schon ordentlich was los. Unser Zug verließ dann mit leichter Verspätung ca. 6.45 Uhr (statt 6.30 Uhr) den Bahnhof. Da fühlten wir uns ein wenig heimisch und an die Deutsche Bahn erinnert…

Da wir nicht einfach mit einem normalen Linienzug gefahren sind, sondern mit dem Wochenend-Ausflugszug, haben wir zwischendurch 40 Minuten Aufenthalt in Nakhon Pathom gehabt. Ihr erinnert euch vielleicht an diesen Ort? Dort steht das größte buddhistische Bauwerk der Welt. Da wir das ja schon gesehen haben, haben wir uns eher auf die Fressstände am Straßenrand konzentriert. Futtern ist für den Thai übrigens auch übelst sanuk! Futtern und saufen, wie sich später herausstellte… 



Da es noch früh am Morgen ist, sind die meisten Reisegäste noch müde und es war im Zug ziemlich ruhig und auch noch richtig sauber. Übrigens sind diese Ausflugszüge wirklich hauptsächlich für einheimische. Wir waren die einzigen Ausländer im Zug. Dementsprechend wurden wir auch diskriminiert was das Zeug hält. Scheinbar kann man sich am späten Vormittag was zu essen bestellen. Der Schaffner uns sein fleißiger Gehilfe sind durch den Zug gelaufen und haben alle gefragt, was sie essen möchten (es gab eine Karte). Uns hat man einfach übergangen. Es wurde sich nicht mal die Mühe gemacht, zu versuchen zu fragen, ob wir vielleicht auch später essen wollen. Zum Glück war das für uns sowieso irrelevant, da wir nicht die ganze Exkursion mitgemacht haben, sondern schon in Kanchanaburi ausgestiegen sind. Der Zug fuhr danach noch 2-3 Stunden weiter zu anderen Zielen und am selben Tag wieder zurück. Wir sind jedoch in Kanchanaburi geblieben und haben erst am Sonntag den sonntäglichen Ausflugszug zurück nach Bangkok genommen.
Untergekommen sind wir im River Kwai Hotel. Das soll mal das beste Hotel im Ort gewesen sein. Ja, die Vergangenheitsform verrät alles. Es WAR mal das beste Hotel. Das Zimmer war ganz OK, jedoch war das Bad echt aus dem letzten Jahrtausend. Und das traurige dabei ist, dass man das wirklich mit wenig Aufwand richten könnte. aber so ist das Hotel echt nix wert. Das Frühstück war eine Herausforderung für den Magen. Zum Glück esse ich morgens süß. ansonsten hätte man auf den üblichen Thai-Kram zurückgreifen müssen – Schweinefleisch und ähnliches zum Frühstück, dazu noch halb besoffene verkaterte und rumschreiende Männer. Das war ein Kontrastprogramm dem Thai, den man sonst aus den Hochglanz-Touristen-Broschüren kennt… 
Kanchanaburi an sich ist wirklich ein hübsches Städtchen. Die Luft ist sauberer als in Bangkok, es hat ein wenig Dorf-Flair und überhaupt vergeht die Zeit langsamer. Aber es war mal wieder heißer als in der Hauptstadt, was uns doch ganz schön zu schaffen machte… Interessanterweise gibt es in Kanchanaburi in der alten Dorfstraße einige sehr alte Häuser, die zum Teil über 100 Jahre alt sind. Sie sind wirklich sehr hübsch, aber leider oftmals in einem sehr schlechten Zustand. 




Da ist sie: die Brücke am Kwai. Es ist erschreckend festzustellen, wie weite Kreise der 2. Weltkrieg damals gezogen hat. Die Japaner waren ja auch involviert und haben in Thailand hauptsächlich Kriegsgefangene eingesetzt, um eine Zugverbindung durch unwegsames Gelände Richtung Burma zu bauen, um sich einerseits vom Westen her versorgen lassen zu können und andererseits besseren Zugang zu westasiatischen Ländern zu haben. Bei den Arbeiten an der Zugverbindung, zu der eben auch jene Brücke gehört, sind um die 200.000 Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche Museen und auch einige große Friedhöfe in Kanchanaburi erinnern an diese schrecklichen Ereignisse. 
Den zweiten Tag legten wir organisatorisch in fremde Hände. Das fällt mir ja meist nicht so leicht, aber bei der ganzen Organisiererei der letzten Tage und auch der nächsten Tage, war es dann doch mal nett, sich um nix kümmern zu müssen. Wir hatten bei Toi’s Tour in Kanchanaburi eine Tagestour zum Erawan Wasserfall, mit Elefantenreiten, River-Rafting und Besuch der Brücke am Kwai gebucht. 
 Morgens 10 vor 8 wurden wir vom Hotel abgeholt und es ging zuerst zum Erawan Wasserfall. Auf dem Foto oben sieht man einen Teil unserer 13 Personen umfassenden Reisegruppe. Es waren 12 Europäer und ein Japaner. Die Europäer waren hauptsächlich Deutsche, aber auch Österreicher, Schweizer und Franzosen. Der Erawan-Wasserfall ist in einem Nationalpark und umfasst insgesamt 7 Level, die man sich erwandern muss. Wer mich kennt, weiß, dass ich natürlich bis zum 7. Level wandern wollte. Also sind wir losgegangen. Kareba, die Gute, kam auf die freundliche Idee, den allein reisenden Japaner zu fragen, ob er uns begleiten möchte. Die Idee hatte ich zuvor auch, aber ich hatte auch Bedenken. Bei Fremden weiß man ja nie, nachher verlieren die unterwegs ihre Hose oder fliegen dreimal hin. Genauso war’s dann auch. 
 Der gute Japaner, dessen Name mir leider ca. 4,3 Sekunden nachdem er ihm mir nannte schon wieder entfallen war, ist scheinbar nicht ohne Grund alleine gereist. Als er uns noch im Bus fragte, wo wir herkämen und ihm mit Germany“ antworteten, waren seine ersten (und wahrscheinlich einzigen) Assoziationen dazu Bier und Schweinsteiger. Nagut. Damit kann ich leben. Später wollte er noch mehr über das deutsche Bier wissen – leider konnte ich ihm keine Auskunft erteilen, da ich darin keine Expertise besitze. Er hat auch versucht, Konversation zu betreiben, indem er fragte woher ich in Deutschland komme. Scheinbar war die einzige ihm bekannt deutsche Stadt Frankfurt, denn meine Erklärung „1,5 to 2 hours south of Berlin“ war für ihn wenig erhellend. Berlin? Kannte er nicht. noch nie gehört. Berlin Wall? Nichts… OK, er ist auch erst 20. Weltgeschichte beschränkt sich bei ihm wahrscheinlich auf die post-9/11-Zeit. Die Einwohnerzahl von Japan gab er mir auf Nachfrage mit 300.000 an. 

Danach haben wir uns nicht mehr miteinander unterhalten. Seine Hose hat er verloren, als wir wieder nach unten gewandert sind. Am letzten Wasserfall haben wir nämlich gebadet und er hatte nur seine Badeshorts an und die Hose in den Rucksack gepackt. Dieser ist unterwegs aufgegangen und hat die Hose dem Nationalpark überlassen. Blöderweise hat er das erst ein paar Stunden später gemerkt. Zudem war seine Brieftasche auch darin. Aber das war nix neues für ihn, denn sein Handy hat er schon ein paar Tage früher verloren…

Äffchen gab's dort auch. Die waren ganz schön aktiv... Man sollte auf seine Sachen aufpassen, aber uns sind sie nicht zu nahe gekommen.
Baden im Erawan-Wasserfall ist auch total sanuk! Es sind viele kleine Fischchen drin, die einem die Füße sauberknabbern. Allerdings sind sie größer als die, wo ich letztens zur Fisch-Pediküre war. Und sie sind im Erawan auch ein wenig aggressiver. So war das Wasser zwar wirklich schön erfrischend, aber die Fischchen machten die ganze Angelegenheit doch sehr unentspannt… Ziemlich weit unten, auf Level 3, wo es die gesamte Thai-Familie noch zu Fuß hinschafft, entwickelt sich im Laufe des Tages eine Freibad-Atmosphäre. 
Der Park versucht Umweltverschmutzung zu entgegnen, indem man ein Pfand für mitgenommene Plastikflaschen bezahlen muss, das man erst zurück erhält, wenn man bei Verlassen des Parks die markierte Flasche wieder vorzeigt. Leider hindert das die Thais nicht daran, anderen Müll in den Wald zu werfen. Scheinbar hat man bei so viel schöner Natur im Überfluss keine Verwendung für Umweltbewusstsein. Es ist wirklich traurig.
Anschließend ging‘s zum Elefantenreiten. Das war weniger sanuk als ich gehofft hatte. Wir wurden auf die Elefanten verfrachtet, drehten eine Runde (ca. 30 Minuten) und mussten dann husch-husch wieder runter. Keine Möglichkeit Fotos mit der eigenen (!!) Kamera schießen zu lassen oder mal mit den Elefanten in Kontakt zu kommen. Ein Typ hat ein Foto von uns auf dem Elefanten geschossen, dass uns dann im Anschluss für 100 (2,50€) Baht verkauft wurde. Kareba, die alte Sparfüchsin, hat die ganze Sache noch etwas runtergehandelt. Trotzdem ganz schöne Abzocke, denn ein Trinkgeld für den Elefantenführer wollte man selbstverständlich auch noch haben. 
Das ist "unser" Elefantenführer. Der sitzt da einfach so auf dem Elefantenkopf.

Fremde Menschen auf den beiden Elefanten, mit denen wir unterwegs waren.
Den ultimativen Einblick in die Thai-Wochenend-Kultur gab’s dann beim Bamboo-Rafting. Von unserer Gruppe waren nur 3 Leute dabei – die anderen haben sich was anderes angeguckt. Wir also zum Bamboo-Floß-Rafting. Dort warteten ca. 10 besoffene Thais auf uns, die das scheinbar schon den ganzen Tag machten. Wir wurden mit einem Motorboot ein Stück den Fluss hinaufgefahren, dort auf ein Floß verfrachtet und schipperten dann mit der besoffenen Meute den Fluss wieder hinunter. 
Die meisten Thais sind währenddessen fleißig ins Wasser gehüpft und haben dabei weiter getrunken. Bierflaschen landeten natürlich im Fluss – schließlich hat man genug davon. Ich hätte die Tour gerne mit ein wenig mehr Ruhe genossen, aber so war’s auch OK – meistens zumindest.

Kinder springen von einer Brücke in den Fluss.
Dann sind wir noch zu den Gleisen der sogenannten Todesbahn gefahren und ein Stück mit dem Zug auf den Gleisen gefahren. Leider war auch dieser Zug voll mit besoffenen Thais, die uns sogar ihr anboten, mit ihnen zu trinken. Also ich hab ja nix dagegen, neue Leute kennenzulernen, aber Mitt-Vierziger Thais, schwitzend, aus allen Poren triefend und dazu noch ziemlich laut… Nennt mich konservativ, steif oder kleinkariert – ich steh dazu: wenn ich mir die Todesbahn angucke, muss ich dabei nicht saufen! Irgendwann is auch mal genug sanuk – zumindest wenn’s um Krieg und sowas geht.


Nach unserer Rückkehr ins Hotel trieb uns der Hunger wieder hinaus und wir waren auf einem kleinen Nachtmarkt essen. hier hab ich das beste Phad-Thai bisher überhaupt gegessen. So sieht’s aus und das (unten) ist der Stand, an dem es das gab. Und das Ganze für nur 30 Baht (75 Cent). Hinterher noch superleckere Roti mit Banane, Ei und Kondensmilch. Roti ist sowas ähnliches wie Crepe, aber auf Muslim-Art. Soooo lecker! 

Hinterher kullerte ich mit meinem dicken Bauch nach Hause in die Hotelbar zum Verdauungscocktail. Und dort spielte die tollste Band ever. 3 ältere Herren, die Oldies im Surf und Elvis-Presley-Stil spielten. Wir waren leider die Einzigen, denen das so richtig toll gefiel und die klatschten. Als wir dann gingen, sahen sie uns traurig und mit sehnsüchtigen Blicken winkend hinterher… 
Den Sonntag-Vormittag verbrachten wir am Hotel-Pool. Der war sein Geld auch wirklich wert. Schöne Anlage… Hier bei der Planung der nächsten Reise.

Am Nachmittag ging’s mit dem Ausflugszug zurück nach Bangkok. Wie ihr euch jetzt schon denken könnt, war der Zug gut gefüllt mit Thais, die gaaanz viel sanuk haben. Also besoffene Thais, schreiende Thais und Karten spielende Thais (was schreien und saufen mit einschließt). 
Die 3. Klasse, aus der der gesamte Zug bestand, zeichnet sich aus durch Plastik-Schalensitze, die ergonomisch nach Zwergen geformt sind. Selbst wenn ich dort absolut aufrecht drin sitze, bin ich einfach zu groß dafür. Meine Beine sind zu lang und mein Gegenüber hat keinen Platz für seine eigenen Beine. Ich bin sogar so groß, dass ich im sitzen (!!!) an die Haltegriffe gekommen bin, die eigentlich für die stehenden Fahrgäste vorgesehen sind. Ich fühle mich in diesem Land wirklich wie Guliver. 

In Bangkok angekommen wurden wir dann noch von einem wirklich besonders schönen Monsun-Regen empfangen, der wie eine Regendusche vom Himmel fiel und mir die abendliche Dusche abnahm.
Im Anschluss bin ich noch in mein neues Zimmer gezogen, von dem ich dann nun wirklich einen tollen Ausblick habe. Allerdings auch ein abendliches Grillen- und Ochsenfrosch-Konzert. Aber da will ich mal nicht so pingelig sein. 
Bei diesem Ausblick und der morgens ins Zimmer scheinenden Sonne kann ich mich auch an Ochsenfrösche gewöhnen.
Eichhörnchen von meinem Balkon aus fotografiert.
Dies ist ein Bodi-Baum, der von meinem Balkon wächst. Bodi-Bäume werden auch Buddha-Bäume genannt, weil sie sehr groß und alt werden und wahrscheinlich noch aus anderen mir aber leider unbekannten Gründen. Ich dachte mir, wenn der auf meinem Balkon wächst, dann bringt mir das bestimmt Glück.
Dies ist das muslimische Straßenrestaurant bei mir um die Ecke. Freitags ist natürlich geschlossen, aber an allen anderen Tagen gibt’s hier leckeres und preiswertes Essen.
Heute war ja wieder ein Feiertag. Allerdings nur ausnahmsweise, es wurde nämliche in Familienmitglied der königlichen Familie zu Grabe getragen. Ich habe den freien Tag zum Wäsche waschen und zum Erkunden meiner neuen Nachbarschaft genutzt. 

Da geht’s zur Moschee.
 Meine Nachbarschaft.





Neben dem Fluss, Markthallen, Speise-Stände, Gemüseverkauf... das Leben in Bangkok eben.




Und so sieht’s dann vor meinem Balkon aus, wenn sich der abendliche Monsun-Regen zusammenbraut. Heute war’s allerdings nicht so heftig wie gestern. Morgen wird dann wieder gearbeitet – für 3 Tagen, denn Freitag bis Montag (13.-16.4.) wird Songkran (buddhistisches Neujahr) gefeiert und ich fliege nach Burma oder auch Birma oder auch Myanmar.

Jetzt kommen die Thais ganz schön schlecht weg in diesem Blog-Eintrag. Ich möchte an dieser Stelle noch mal explizit festhalten, dass es auch viele sehr nette Thais gibt!

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