Dienstag, 17. April 2012

Ich bin ein Star - holt mich bloß nicht hier raus!!! (Myanmar Part1)

Ich war in Myanmar. Zum ersten Mal. Und das auch noch genau während des buddhistischen Neujahrsfestes. In Thailand nennt es sich Songkran, in Myanmar heißt es Thingyan. Um noch mehr zur Sprachverwirrung beizutragen, hier noch ein Wort über die Landesbezeichnung: heißt es nun Burma oder Birma oder Myanmar oder wie? Mein erster lokaler Kontakt (der Taxi-Fahrer – ich werde ihn NIIIIIEEEE vergessen!) bestand auf Myanmar. Denn es ist so: die Bezeichnung Burma (ebenso wie Birma) stammt von den Briten, die Myanmar mal besetzt hatten und der Begriff bezeichnet eigentlich nur eine bestimmte Bevölkerungsgruppe, nämlich die Burmesen. Es gibt aber noch viele andere Ethnien in Myanmar. Nachdem die Briten die Besatzung Myanmars aufgegeben hatte und die Militärregierung an die Macht kam, änderte sie die Landesbezeichnung zu Myanmar. Wofür das genau steht, weiß ich nicht. Ich habe gelesen, dass die Demokratiebewegung die Bezeichnung Burma verwendet, um sich von der Regierung abzuheben. Aber nach meiner Erfahrung vor Ort, verwenden die meisten Einwohner den Begriff Myanmar. Ob nun aus Gewöhnung (>50 Jahre Militärherrschaft) oder weil es alle Ethnien umfasst – isch weiß es nich… Ich bin jetzt wieder zu Myanmar übergegangen, weil es sowohl im Land selbst verwendet wird (der Taxi-Fahrer insistierte nachdrücklich: „THIS: Myanmar!“), als auch hier in Thailand gängiger ist.


Aber nun zu meinen Abenteuern in fremden Ländern: Myanmar! Geliebtes Myanmar.  I lost my <3 in Myanmar… Ich wusste nie, dass eine solche Leidenschaft in mir wohnt. Ich liebe südostasiatische Länder. Ich oute mich… Anyway. Kommen wir zum Reiseablauf. Ich bin also am Freitag, dem 13.4.2012 gegen frühen Abend in Myanmar gelandet. Freitag der 13. Welch besseres Datum kann es für eine so ungewöhnliche Reise geben? Ich bin also kurz vor Sonnenuntergang angekommen und habe es natürlich mal wieder geschafft mich am langsamsten Schalter bei der Passkontrolle anzustellen. Ich war – ungelogen!! – die Letzte, die durch die Passkontrolle gekommen ist. Öffentliche Angestellte sind eben in jedem Land arschlahm! Uff… Dann kam ich in die Ankunftshalle und sah schon von weitem das Schild meiner Unterkunft, es gab nämlich einen Transfer vom Flughafen zum Guest House. Allerdings erklärte mir der gute Mann dann, dass er noch auf die nächste Maschine warten wolle, die in 45 Minuten landet. Also sollte ich warten. Ich stand draußen vorm Flughafen und hatte schon eine kleine Gruppe Reisender bemerkt, die auch in dieselbe Unterkunft wollten. Wir kamen ins Gespräch. Sie wollten mit einem Taxi fahren und nicht warten, denn die Fahrt an sich dauerte schon ca. 40 Minuten und es war, wie gesagt, kurz vor Sonnenuntergang. Und da ist Zeit im übertragenen Sinne irgendwie doch Geld – oder zumindest sind die Opportunitätskosten recht hoch. Also angelten wir uns einen Fahrer – handelten ihn knallhart auf 15$ runter und stimmten zu, uns von ihm in die Stadt fahren zu lassen. Und da – innerhalb von 30 Minuten nach der Ankunft – gab’s schon den ersten richtig großen Lacher. Ich sah zum ersten Mal ein myanmarisches Taxi. Dass sowas überhaupt fährt. Nunja… stellt euch die älteste und verrosteteste Schrottlaube überhaupt vor. Dazu die Sitze innen mit Plastikfolie überzogen. Die elektrischen Scheibenheber funktionierten nur mit einem Schraubenzieher, indem man Innen an der Tür die Verkleidung öffnet und mit dem Schraubenzieher in irgendwelchen Kabeln rumwurschtelt (das hat der Taxifahrer mal eben an einer roten Ampel übernommen). Die Straßen bestehen mehr aus Schlaglöchern als aus Straße, was niemanden daran hindert, ordentlich auf’s Gaspedal zu treten. Ich rechnete jeden Augenblick mit einem Achsenbruch. Aber das allergeilste überhaupt war das Water Festival draußen auf der Straße. Am Straßenrand überall kleine Menschenansammlungen mit Wasserschläuchen und Eimern voll Wasser, die dann auf vorbeifahrende Trucks mit Menschen auf den Ladeflächen entladen wurde. Die Leute hingen auf den Autos als wären sie Tom Cruise in Mission Impossible. Mich hätte nicht gewundert, wenn einer von denen während der Fahrt auf unser Taxidach gesprungen wäre. Das erklärte dann allerdings auch die Plastikbezüge. Bei den Straßenverhältnissen hätte es mich allerdings auch nicht überrascht, wenn es als Schutz vor Erbrochenem gedacht gewesen wäre. 


Nach dieser erheiternden Taxifahrt kamen wir dann endlich am Ocean Pearl Inn an. Klingt mondän, war es aber nicht. Manche Leute haben ihr Zimmer gerne mit Meerblick (Ocean!!!), ich hatte Müllblick. Man muss dazu wissen, dass das Ocean Pearl Inn keineswegs am Meer liegt, sondern mitten in der Stadt. 













Meine netten Taxibegleiter waren übrigens: Daniel aus London (arbeitet dort bei irgendeiner Firma – hab’s schon wieder vergessen…), James aus London, der allerdings auf Indonesien wohnt und dort Tauchlehrer ist und Clarisse aus U.S.A., die in Phnom Penh (Kambodscha) wohnt und dort für eine NGO im Bereich Waldschutz arbeitet. Meine netten und überaus lustigen Begleiter für die nächsten beiden Tage… aber erstmal sind wir noch was trinken gegangen nach all dem Stress. Für mich gab’s Cola mit Rum aus Myanmar (Klassiker) und später noch mit einem Schuss Myanmar-Bier. Hmmmm… special!


Für den nächsten Tag gab‘s keinen speziellen Plan. Viel konnte man sowieso nicht machen, da wegen Thingyan alle Geschäfte und öffentlichen Verkehrsmittel geschlossen hatten. Also sind wir einfach losgelatscht, um direkt die ersten Eimer zu kassieren…
Auf dem Weg zum Fluss, vorbei an Jahrtausende alten Pagodas. Beim Fotografieren immer darauf achtend, nicht von hinten von einem Wasserschwall überrascht zu werden… Wie ihr seht, habe ich es geschafft, meine Kamera wieder heile nach Hause zu bringen. Waren ja auch nur 3 Tage.




Protestgraffiti in the Streets of Yangon (wie Rangun offiziell genannt wird).
Dancing with the Myanmar people in the Streets of Yangon… Sooooo much fun!! Wir tanzten zu Shakira’s “This is Africa” oder wie das heißt. Ihr wisst schon: „Wakka-wakka-eh-eh!“ oder so. Sonst war die Musik meist besser. Aber das war auch toll. Die haben sich so gefreut und wollten mich am Ende mit irgendwas besoffen machen. Dabei war’s noch nicht mal Mittag. Ich hab nur einen Schluck aus dem Plastikbecher genommen und das undefinierbare Gebräu wieder zurück gegeben. Besser is das…

Allgemein fühlten wir uns in den Straßen von Rangun wie Celebrities. Wo wir standen und gingen haben uns die Leute zu gewunken, gerufen, gefragt wie es uns geht („How are you?“), haben gefragt, ob wir glücklich sind („Are you happy?“) und immer wieder die Frage, woher wir kommen und wie wir heißen. Wir waren aber auch ‘ne interessante Mischung: England, USA und Deutschland. Da ist für jeden was dabei. Zumindest kamen wir wirklich aus dem winken, lachen und rufen nicht mehr heraus. Und dazu ständig volle Eimer mit Wasser, Wasserschläuche und Schalen und Becher voll Wasser, die dafür sorgten, dass wir bei knapp 40° im Schatten nicht schwitzen mussten. Eigentlich wirklich optimal. Nur ein leichter Sonnenbrand lässt sich dann doch nicht vermeiden – selbst mit wasserfester Sonnencreme…


Zwischendurch haben wir eine kleine Snackpause eingelegt. Während wir darauf warteten, dass für James irgendwelches undefinierbares Zeugs fertiggebrutzelt wurde, dass ihm dann irgendein anderer Typ vor der Nase weg gekauft hat, hat Clarisse sich ihre Zukunft von einem Handleser voraussagen lassen (langes Leben und so, was sonst?) und Daniel hat mit den Locals geschwatzt. Ein echter Scherzkeks. Er machte uns alle kurzerhand zu seinen Ehefrauen (inkl. James). 

Die Menschen in Myanmar glauben nun, dass Briten polygam sind. Ein schönes urban myth… Ich bin das Ehefrauen-Stigma nicht mehr los geworden, aber netterweise wurde ich von Tag zu Tag jünger. Zum Schluss war ich in seinen Erzählungen dann 21. Sehr nett! 


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