Sonntag, 18. März 2012

517 77-3 3,77 33 23 21

Nein, das kryptische Zahlenwerk im Titel dieses Posts entstammt keinem Intelligenztest, auch wenn es uns gestern so vorkam. Aber da fange ich lieber von vorne an:

Gestern! Meine nette Kollegin und ich hatten uns gestern vorgenommen, ein wenig Touristen-Programm zu absolvieren: wir wollten nach Ayutthaya, um Tempel zu gucken. Da wir ja quasi Bangkokianer (oder Bangkoker?) auf Zeit sind, wollten wir natürlich nicht mit den anderen Touris aus der Khao San Rd. zusammen für völlig überteuerte Preise in einer lebensgefährlichen Minibus-Tour nach Ayutthaya fahren, sondern old-school-mäßig mit dem Linienbus, was sich auch wirklich lohnt, wenn man weiß, wie's geht! Aber die Anleitung folgt nun, anhand der Beschreibung unseres fast-Scheiterns, dieses Ziel zu erreichen. Aber ich greife schon wieder vor.


Als sich individuell fühlende Reisende in Thailand ist der Lonely-Planet Reiseführer sowas wie meine Bibel für Thailand, neben dem Internet natürlich (sehr empfehlenswert: Wikitravel). Diesmal habe ich mich dann wohl zu sehr auf den Reiseführer verlassen und meine weiterführende Recherche nicht mit der notwendigen Gewissenhaftigkeit verfolgt. Somit war der Start in unsere wunderbare Reise etwas holprig. Shame on me! Lonely Planet gibt als Anreisemöglichkeit nach Ayutthaya die Anreise mit dem Linienbus ab dem Busbahnhof Nord-Ost (Mo Chit) an. Ich als vorübergehende Bangkokianerin kenne natürlich Mo Chit. Hey! Mo Chit! Da fährt die BTS hin. Easy peasy! Kein Problem. Dort angekommen ist NATÜRLICH alles auf Thai. Wir irren also wie blöde Touri-Kühe durch die Gegend und haben keine Ahnung, wo's weiter geht. 

Dazu kommt, dass morgens die ganzen Mönche unterwegs sind (das Orangene auf dem Foto!), um Almosen (Essen) für sich zu sammeln. Und Frauen dürfen mit Mönchen nicht in Berührung kommen, weil sie (die Frauen) ja so schmutzig sind! Und die armen Mönche müssten sich sonst 24 Stunden lang in einem komplizierten Reinigungsritual den Frauendreck vom Körper schrubben. Geht mir morgens ja auch immer so, klappt nur nie... Angesichts dieses hohen Mönchsaufkommens war es daher eine besonders delikate Aufgabe, sich in diesem Gewusel zu bewegen und herauszufinden, wie's denn nun nach Ayutthaya geht. 


Nachdem wir einige Minuten ziellos umherirrten, versuchten Busfahrer zu fragen oder tatsächlich Hinweisschilder zu erspähen, entschieden wir uns dann dazu, einfach mal old-fashioned nach dem Weg zu fragen - und das bei jemandem, der unter umständen Englisch kann: eine junge Polizistin. Als Reaktion auf unsere Anfrage unterhielt sie sich ein Weilchen mit ihrem Kollegen, um uns dann eine Zahl mit Kugelschreibe auf ihren weißen Stoffhandschuh zu schreiben: 517. Gekoppelt mit der Geste, dort drüben an der Haltestelle bei all den anderen Thais zu warten. "Gesagt", getan. 517 also. Die Busnummer stand zwar nicht an der Haltestelle, aber wir dachten, der Frau kann man Glauben schenken. Nun ja, die Mönche haben gute Gründe, Frauen zu meiden. Anyway... wie ihr nach dem Studium der Überschrift dieses Blogeintrags vielleicht ahnen könnt, war die 517 nicht ganz der richtige Tip. Lonely-Planet hatte uns ja informiert, dass die Linienbusse alle 15 Minuten abfahren sollten. Also dachten wir uns, dass es ja nicht sooo lange dauern könne, bis der nächste Bus kommt. Nach 30 Minuten in der Hitze stehen, und nachdem gefühlte 23 mal die 23 an uns vorbeifuhr und 77 mal die 77 und genau 0 mal die 517, dämmerte uns langsam, dass die gute Politesse keinen Plan hatte. Als nächstes fragten wir einen Garküchenbetreiber. Dieser besprach sich mit einem Kollegen und schließlich gab man uns die Information: 77-3, gepaart mit ein paar netten Worten auf Thai, die wir mit einem sympathischen deutschen Lächeln erwiderten. Leider gab es keinen Bus mit der Nummer 77-3. Nur die 77. Den nächsten Busfahrer einer 77 fragten wir dann auch, ob er nach Ayutthaya fahre, was dieser verneinte und uns per Geste mitteilte, dass wir uns schleichen sollten... Also wieder warten und rumstehen und verloren gucken... Irgendwann fragten wir den nächsten Polizisten. Dieser schrieb uns dann auf: 3,77. Nunja, also irgendwas mit 77 musste es wohl sein. Was genau die 3 uns sagen sollte, wissen wir bis heute nicht. Jener 3,77-Polizist holte dann noch einen Kollegen dazu, der des Englischen um ca. 3 Worte mächtiger, aber durchaus auch mit dem Willen, diese Aufgabe zu lösen, ausgestattet war. Vielen dank ihr lieben Thailändischen Polizisten!!! Letztendlich lösten sie ihre Aufgabe, indem sie uns erklärten, dass wir noch gar nicht am Busbahnhof Mo Chit sind, sondern dort erst mit der 77 hinfahren müssen. Dem Personal des nächsten 77er-Busses wurde dann die situation erklärt und wir wurden hineinverfrachtet. Die Fahrt kostete 13 Baht (2,5 Cent) und dauerte ca. 15 Minuten. Vielleicht sollte ich mich mal bei Lonely Planet melden und da ein bissl Redakteurs-Arbeit leisten. Na zumindest war das leider noch nicht das Ende der Odyssee gen Ayutthaya.

Der busbahnhof Nord Mo Chit richtet sich scheinbar ausschließlich an Einheimische. Thailand ist ja auch kein Touristenland. Anyway... beim Aussteigen des Busses wies man uns auf Thai mit Händen und Füßen in eine Richtung, die wir dann einschlugen. Unterwegs trafen wir auf Bus Nummer 517. Wir so "yeay!" Die Frau im Bus so "ahbfdkjlhgsaugkjsnfiughrdkjgnvkjdxhfusah!" Wir so "Scheiße, nix Ayutthaya hier". Also weiter suchen nach Menschen mit rudimentären Englisch-Kenntnissen. Ich sag euch, Thailand kann auch ein Abenteuer sein! Wir fanden dann eine Frau, die uns verstand und mit Englisch-Brocken in die Richtung schickten, aus der wir kamen. Wir gingen noch ein paar mal im Kreis und fanden dann, nach weiterem Durchfragen, tatsächlich einen Terminal!
Wer mich besser kennt, weiß, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr bester Laune war und auf die Informationsaufbereitung jeglicher Quellen schimpfte: Lonely-Planet (Ärsche!!) und die Thailändische Verkehrsorganisation (Ignoranten!!). Das Schild da links löste bei mir Gefühle der Liebe aus (ja, solche Gefühle hab ich auch!!!). Ich wollte mich auf den Boden werfen und das Schild anbeten. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon 1,5h unterwegs waren, nur um den K***-Bus nach Ayutthaya zu finden. Ich wähnte mich am Ziel meiner Träume! Nun denkt ihr bestimmt "Wie jetze?! Da fehlen doch noch 33, 23 und 21." Ja, das stimmt. Aber so schlimm wie 517 wirds zum Glück nicht mehr.

Im Terminal, der ein wenig an einen alten Flughafen erinnert, fragten wir an der Information nach, wo man denn nun das Ticket nach Ayutthaya bekommt. Man verstand uns dort!!! Und schickte uns wieder nach unten (NB: auf dem Bild führen alle Pfeile nach oben) und zwar zum Schalter 33. Hier kamen wir uns dann ein bissl wie Asterix in der Behörde vor, auf der Suche nach dem  Passierschein a38. Unten fragten wir uns einfach weiter durch, wurden an Schalter 23 verwiesen, dann an Schalter 21 und bekamen unser Ticket letztlich am Schalter 20. Endlich!! Und das Ganze für einmalige 50 Baht (1,25€). Der Bus fuhr dann auch nur 15 Minuten später ab. Ein Bus übrigens, der entgegen der Informationen aus dem Lonely Plante, nur alle 2h fuhr. Soviel dazu...

Die Fahrt war entspannt. Der Bus war klimatisiert, aber so, dass man nicht krank wurde dabei (also erträglich), es lief KEINE Karaoke (tausend Dank dafür) und wir hatten zu keinem Zeitpunkt Angst um unser Leben. Nach ca. 1,5h erreichten wir Ayutthaya. Beim Aussteigen des Busses wurden wir von einer klimatischen Wand erschlagen, die unsere Vorstellung übertraf. 40° im Schatten, pralle Sonne und die übliche Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 90%. Ich hatte das Gefühl, mich in einem Backofen zu befinden und sehnte mich nach dem kühlen Klima Bangkoks...

Nachdem wir einen aufdränglichen Tuk-Tuk-Fahrer abgeschüttelt hatten, der uns erklären wollte, dass heute alle Tempel geschlossen haben und er uns aber woanders hinfahren könnte, trotteten wir in der Hitze die leeren und breiten Straßen Ayutthayas entlang zum nächstgelegenen Tempel. Dabei handelte es sich um Wat Mahathat.


Anfänglich vollkommen geflasht fanden wir alles ganz wow, abgefahren, end-crazy und einfach wunderschön! Alle 5m bot sich ein neues Fotomotiv. Versteht mich nicht falsch. Die Tempelanlagen von Ayutthaya sind beeindruckend. Es ist wirklich sehr schön. Aber wir haben einfach die falsche Jahreszeit gewählt. Der Vorteil besteht sicher darin, dass wirklich wenige Touristen da waren. 
Ayutthaya war letztes Jahr (2011) bei der Flutkatastrophe in Thailand sehr schlimm betroffen und das Wasser wird dem alten Gestein sicher schlimm zugesetzt haben. Aber davon gesehen hat man eigentlich nichts mehr, aber wir haben auch keinen vorher-nachher-Vergleich. Einige Bereiche waren abgesperrt wegen der Beschädigungen. Aber optisch war alles in einem guten Zustand.


Berühmt ist Wat Mahathat für den Buddha-Kopf, der im Wurzelwerk eines Baumes gefangen ist. Keiner weiß, wie er dahin gekommen ist. Sieht hübsch aus.
Es gab echt viele Hunde in Ayutthaya. Zwischenzeitlich kamen wir uns von ihnen verfolgt vor. Sie wirkten wie eine Gruppe Jugendlicher, die Stress machen wollen. Man ist sich nie ganz sicher, sind die jetzt harmlos, oder wollen sie dich im nächsten Augenblick zusammenschlagen und ausrauben. Nunja, wir haben die Zusammentreffen ohne Blessuren überstanden.





Als nächstes kamen wir am Wat Ratchaburana vorbei: 

Im Anschluss waren wir so geschafft, dass wir uns neue Energie in Form von Nahrung und insbesondere durch den Aufenthalt in einer leicht weniger heißen Umgebung zuführen mussten. Das hat geholfen.
<-- immer noch Wat Ratchaburana


Danach war alles irgendwie nur noch hübsches, altes Gestein. Wir betrachteten fasziniert die alten Tempel, die so des weges lagen und machten unzählige, nicht mehr zuzuordnende Fotos... Ein Highlight zwischendurch war noch das Elephant Camp. Aber zum Elefantenreiten wollen wir dann doch woanders hinfahren - nämlich nach Kanchanaburi.



Der letzte zuordenbare Tempel war dann Wat Phra Si Sanphet. Eine beeindruckende Anlage mit 3 Stupas. Danach war's dann auch genug für uns und wir traten lethargisch die Rückreise an. Unser Tuk-Tuk-Fahrer brachte uns gerade rechtzeitig zum Busbahnhof, so dass wir dann doch gegen halb 7 schon wieder zurück im guten, alten und vor allem kühlen (nur knapp über 30°) Bangkok waren. Das war schön! Dann noch schön essen im MBK und ab nach Hause. der Tag endete für mich schon halb 11 im Bett. Hat aber auch gereicht!

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