Freitag, 2. November 2012

Vietnam - Land des vergessenen Lächelns - 2. Station: Ha Long Bay

Die Fahrt nach Halong war ein Abenteuer, aber das war ja zu erwarten. Wir hatten in Halong ein "Hotel" gebucht. Der "Manager" bot uns an, uns in Hanoi von unserem Guesthouse abholen zu lassen. Es war eine Art öffentlicher Mini-Bus, der uns tatsächlich pünktlich um 11 abholte. Der Bus war klein, aber das ist erträglich - schließlich fährt er in Asien. Wir waren die einzigen Ausländer an Bord - ein Zustand, den wir auf der gesamten Reise öfter erleben würden. Bevor es richtig los ging, hielten wir in Hanoi noch einige Male, um diverse Pakete mitzunehmen.


Die Fahrt war genauso wie eine Fahrt in Vietnam mit einem Mini-Bus immer ist. Unten im Blog ist ein Video verlinkt von unserer Busfahrt zum Flughafen in Haiphong. Da bekommt man einen guten Eindruck. Lasst es mich so zusammenfassen: außer, dass es in Vietnam Rechtsverkehr gibt, lässt sich vom Verhalten der Beteiligten im Straßenverkehr nicht auf irgendeine art von Straßenverkehrsregeln in Vietnam schließen. Wie viele sicher schon oft gehört haben, gehört Hupen ganz normal zum guten Ton. Es ist nicht so eine aggressive Handlung wie bei uns in Deutschland, sondern wird permanent angewendet, um den anderen Verkehrsteilnehmern zu signalisieren, dass man da ist. "Hier bin ich... macht Platz für mich." Die Hupe wird quasi als Ersatz für die Bremse verwendet. Hupen statt bremsen. Überholt wird immer und es gibt eigentlich keine Situation, in der man nicht überholen würde: vor Kurven, bei Gegenverkehr, vor Bergkuppen. Da ist der gemeine Vietnamese weder ängstlich noch lässt er sich von äußeren Zwängen auf seinem Weg beirren. Das ist als westlicher Passagier in einem solchen Gefährt natürlich erst mal furchtbar stressig. Aber wenn man sich drauf einlässt, lernt man tatsächlich, sich zu entspannen, die Augen zu schließen und sich nicht mehr mit solchen Nebensächlichkeiten auseinander zu setzen. Man kann ja sowieso an der Situation nichts ändern. Natürlich kommt es vor, dass man hin und wieder die Augen öffnet und sich erschreckt, wenn man in die hell erleuchteten Scheinwerfer eines entgegenkommenden Busses schaut, aber auch daran gewöhnt man sich.
In Halong hatten wir das Thuy Duong Hotel Halong gebucht. Ichw ar wirklich guter Dinge, da die Kommunikation mit dem Personal anfangs so gut war und der Transfer so reibungslos funktionierte. Damit hatte ich nicht unbedingt gerechnet. Aber ich muss sagen, dass das Hotel echt nicht so toll war. Das Personal war äußerst seltsam. Der Chef hat uns eine vollkommen überteuerte Tour in der Halong Bay verkauft, man war wenig hilfsbereit und das Frühstück verdiente diese Bezeichnung in keinster Weise! Das Zimmer war OK, aber einladend oder freundlich ist definitiv was anderes. Gut, darüber will ich mich nicht beschweren, schließlich sind wir in Asien unterwegs... Dafür war das Zimmer wirklich OK. Wir haben uns dann erst mal "den Strand" angesehen. Boah! Was für ein Schock! Wenn man die thailändischen Strände gewohnt ist, kann man das in Halong eigentlich wirklich nicht als Strand bezeichnen. Es war ganz schön dreckig dort!
Wir entschieden uns dann, dort zu Abend zu essen. Nunja, ich muss euch warnen, dieser Artikel wird nicht besser. Meine deutsche Meckermentalität wird hier voll zum tragen kommen... Das Essen war vollkommen überteuert (im Vergleich zu Thailand) und hat nicht wirklich toll geschmeckt. Dazu kommt, dass scheinbar der gemeine Vietnamese, selbst wenn er im Tourismus-Sektor arbeitet, so gut wie gar kein (bzw. in einigen Fällen tatsächlich GAR KEIN) Englisch kann. Man mag es kaum glauben, aber unsere Bedienung hat außer Gesten nichts verstanden. OK, nicht jeder muss fließend Englisch sprechen und ich will mich mit denen auch nicht über die Vor- oder Nachteile des Kommunismus gegenüber dem Sozialismus unterhalten. Aber so ein paar Basics "with rice", "I want a coconut shake" etc. wären bei einem so sehr auf Tourismus ausgerichteten Ort wie der Halong Bay irgendwie vorteilhaft.
Für den nächsten Tag hatten wir über unser Hotel eine völlig überteuerte Tour mit diesem Boot da rechts in der Halong Bay gebucht. Am Tag zuvor hat uns der "Hotel-Manager", als er uns über den Tisch zuog, noch Bilder von "seinem Boot" gezeigt, mit dem wir dann die Tour machen sollten. Dieses Boot haben wir leider nie zu Gesicht bekommen und haben die ganze Tour mit dieser Kiste da gemacht. Aber immerhin ist sie nicht untergegangen. Ich werte das als Erfolg. Das ganze ging früh los. Oder zumindest sollte es das. Nachdem wir das Pseudo-Frühstück hinter uns gebracht haben (alleine darüber könnte ich mich an dieser Stelle seitenweise aufregen!), wurden wir mit einem Mini-Van älteren Jahrgangs abgeholt und zur Marina gefahren.
Da mussten wir dann sehr sehr lange worauf auch immer warten, bis wir dann irgendwann auf's Boot konnten und die Fahrt losging. Die abzocke bestand in unserem Fall übrigens darin, dass wir 50$ (pro Person!!) für einen Trip gezahlt hat, der laut Ticket ca. 3€ wert war (80.000 Dong). Leider wussten wir das vorher nicht. OK, ich geb's zu, wir hatten zusätzlich noch Essen gebucht, was auch wirklich suuuuper lecker war. Aber dafür würde man realistisch maximal 10€ bezahlen müssen. Slebst wann man 10$ pro Person für das Essen kalkulieren würde, wären 40$ gegenüber 3€ immer noch nicht gerechtfertigt.  
Ich sag ja nix, wenn man den Touristen im Hotel höhere Preise für sowas berechnet. Schließlich wird einem ein Ausflug vermittelt und man wird vom Hotel abgeholt und mit etwas Glück auch wieder zurück gebracht. Aber eine Preissteigerung von über 1200% find ich dann doch ein klein wenig übertrieben. Dazu kommt, dass wir dann noch nicht mal alles gesehen haben, was in der Tour zu sehen sein sollte. Aber darüber will ich mich jetzt mal nicht aufregen...
Wir fuhren also mit diesem charakterstarken Boot in die Halong-Bucht. Erster Halt war eine Insel auf der es 2 Grotten zu besichtigen gab. Das war nett, aber auch ein bissl kitschig aufgezogen, durch die bunte Beleuchtung überall. Aber es war nett. Immerhin.
Der erste Stop auf der Insel mit den Grotten.
Großer grüner Grashüpfer.
Dann ging's weiter, vorbei an kleinen schwimmenden Behausungen...


... zum "Fighting Cocks" Felsen. Dieser Felsen heißt so, wer würde es ahnen, da er zwei kämpfenden Hähnen ähnlich sieht. Ich weiß nicht, was man getrunken haben muss, um das zu erkennen, aber so ist es. Diese Felsen sind das Wahrzeichen der Halong bucht. Dementsprechend waren viele andere Boote da, um den Passagieren die Möglichkeit zu geben, Fotos davon zu machen.
Im Anschluss gab es endlich Essen! Das war ganz fantastisch! Tatsächlich ein Essen, an das ich mich gerne und sehnsuchtsvoll zurück erinnere... Es gab: Hühnchen, Lachs, Muscheln, Shrimps, Morning Glory (Gemüse), Reis und bestimmt noch das eine oder andere, was ich vergessen habe. Auf jeden Fall war es wirklich wahnsinnig lecker und ich habe gegessen, bis nix mehr rein ging. :)
Danach machten wir auf einer weiteren Insel Halt. Dort haben wir dann einen Hügel erklommen und anschließend noch ein wenig am Strand relaxed. Es war nett dort, erstens weil es tatsächlich ein Strand war, der das Wort verdiente, aber vor allem, weil es sehr ruhig war. Schmutzig war es leider trotzdem ziemlich. Verstehen kann ich das nicht, denn der Strand ist sehr klein und den kann man wirklich leicht reinigen, aber die Arbeit macht sich scheinbar niemand. Außerdem wird wahrscheinlich auch viel von dem Müll angespült.

Als die Fahrt vorbei war, sollten wir natürlich wieder in's Hotel gebracht werden, nur leider war der Mini-Van aus welchen Gründen auch immer voll und wir haben nicht mehr rein gepasst. Wir wurden alleine an der Marina zurückgelassen, aber man versprach uns, dass man uns später abholen würde. Ich sah uns schon stundenlang da rum hocken, frustriert, wütend und genervt. Aber sie kamen dann doch schnell zurück, nachdem sie die ersten Gäste zu ihrem Hotel gefahren hatten. Das ist auch echt so ne Sache, dass man als Touri oftmals völlig ohne Informationen stehen gelassen wird. Hätten die uns kommuniziert, dass sie nur 2 Gäste abladen und dann wieder zurück kommen, hätten wir entspannter warten können, ohne so viel Adrenalin auszuschütten. 
Später zurück im Hotel hab ich mich dann natürlich darüber beschwert, dass wir auf der Fahrt nicht das zu sehen bekamen, wofür wir eigentlich bezahlt haben. Es gab seltsame Ausreden, die leider keinen Sinn ergaben und man bot uns freundlicherweise an, uns dafür am nächsten Tag kostenlos zum Busbahnhof zu fahren, von dem aus wir nach Haiphong zum Flughafen fahren wollten. Das großzügige Angebot, uns für nur 1 Mio. Dong (ca. 40€) bis zum Flughafen zu fahren lehnte ich ab. Ich wollte mit diesen Leuten so wenig wie möglich zu tun haben müssen. Am nächsten Tag wurden wir dann mit der privaten Schrottkarre des Managers zum Busbahnhof gefahren. Seltsamer Typ. Ein freundliches Aufwiedersehen gab es nicht. Aber vielleicht wusste er auch schon, dass wir uns einfach NIE NIE NIE NIE NIE wieder sehen werden!

Vom Busbahnhof aus ging es dann auf einer weiteren abenteuerlichen Reise zum Flughafen in Haiphong. Oben habe ich ja schon beschrieben, wie eine solche Reise ungefähr abläuft. Was ich vergas zu erwähnen, sind die Schlaglöcher, die ca. 80% der Straßen ausmachen. Auf meinem Video sieht man daher auch vor allem eines: Wackeln, aber auch die entgegenkommenden Busse und das Hupen sind dort schön zu begutachten.
Als wir in Haiphong angekommen waren, haben wir von dort ein Taxi zum Flughafen genommen. Völlig entgegen unserer Erwartungen ist der Fahrer waaaahnsinnig langsam gefahren und hat seine Hupe völlig ignoriert (vielleicht war sie auch kaputt). Es gab aber auch so gut wie keinen Verkehr. Auf dem Flughafen (ebenso wie im Bus von Halong nach Haiphong und im Flugzeug nach Saigon alias Ho Chi Minh Stadt) waren wir mal wieder die einzigen Ausländer. Der Flughafen war winzig und bestand nur aus einem Terminal und einer Start- und Landebahn. Es kam auch nur ein Flugzeug, welches dann unseres war. Wenn ich die Anzeigetafeln richtig in Erinnerung habe, gehen von diesem Flughafen 4 Flüge pro Tag. Auch hier sprach niemand Englisch. Aber wahrscheinlich sehen die dort äußerst selten Ausländer. 
Unser Flug verlief für meinen Geschmack ziemlich holprig. Da hatte ich zwischendurch schon mal ein bisschen Angst. Meine Mutter hingegen ist Kyrill-erfahren und fand das alles nur lächerlich. Wir sind mit Vietnam Airlines geflogen. Das war wirklich super. Der Service ist sehr gut und es gibt selbst auf so kurzen Flügen (ca. 1,5h) kostenloses Essen.

Als Fazit sage ich über die Halong Bucht: das muss man sich nicht wirklich geben. Es ist vollkommen überteuert, die Leute sind unfreundlich, die meisten können kein Wort Englisch und die Natur rechtfertigt das Ganze auch nicht. Dann lieber Thailand, wenn man schon nach Asien reist! Da bekommt man für so viel Geld viel mehr geboten und obendrein noch nette und lächelnde Menschen!

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