Dienstag, 13. November 2012

Kambodscha: One Dollar! - 1. Station: Phnom Penh

Die Reise nach Phnom Penh war natürlich nicht so entspannt, wie man sich das wünschen würde. Zum Glück wusste ich schon was uns erwartet und war dementsprechend vorbereitet. Kaum hatte unser Bus Saigon verlassen, kam ein kambodschanischer Reisebegleiter mit rudimentären Englisch-Kenntnissen durch den Bus und sammelte von allen Mitreisenden die Pässe ein. Als er zu uns kam, fragte ich ihn, wofür er unseren Pass wolle. Er sagte: "Passport". Ich sagte: "Why?" Darauf erwiderte er: "Passport". worauf ich ihn wieder fragte: "Why?". Er wieder: "Passport". Ich wieder: "Why?" 

So ging das ne Weile hin und her. Irgendwann gab ich ihm die Pässe und er wollte von uns jeweils 25$ für das Visum haben. Da verweigerte ich mich jedoch komplett, denn das war genau das, was ich erwartet hatte. Das Visum an der Grenze zu Kambodscha kostet 20$. Die grenzüberschreitenden Busverbindungen verdienen gerne ein bisschen was dazu, indem sie ihren Gästen 5$ extra abnehmen und für sie die überaus einfache Passkontrolle absolvieren. Ich wies also unseren Reisebegleiter darauf hin, dass das Visum nur 20$ kostet und wir das auch alleine machen können. Man sah ihm an, dass ihm scheinbar nur selten Fahrgäste widersprechen. Die meisten Mitreisenden waren reiche Asiaten, denen es scheinbar völlig Wurscht war, wie viel sie für ihr Visum zahlen. Klar sind 5$ nicht viel, aber dann geb ich das lieber in Phnom Penh oder Siem Reap für eine Massage aus, statt es diesen Halsabschneidern in den Rachen zu werfen. Wenn man sich überlegt, dass von den 30 Fahrgästen in unserem Bus 28 die 5$ extra bezahlt haben, machen die somit pro Fahrt 140$ extra, einfach mal so. Und ich lass mich doch so ungern verarschen. Wir waren tatsächlich die einzigen, die ihre Visa-Geschichte alleine erledigt haben. Und auch sonst war niemand an der Grenze. Ging alles ganz flott und im Gegensatz zu Aranyaprathet (Grenze zw. Thailand und Kambodscha) hat hier keiner von uns ein Schmiergeld verlangt. Wahrscheinlich haben die sich das schon mit der Busgesellschaft geteilt. Abgesehen davon war die Reise OK. Der Bus war wahnsinnig komfortabel. Witzigerweise waren wir wirklich die einzigen "westlichen" Touristen, was ich irgendwie überraschend fand. Aber vielleicht lag es daran, dass wir "so spät" erst gefahren sind -haben erst den Bus um 9 genommen. Die Fahrt dauerte ungefähr 6 Stunden, wenn ich mich recht erinnere. Irgendwo in Kambodscha hielten wir an und nahmen einen westlichen Rucksack-Touristen mit. Da waren wir dann zu dritt. Hahaha!
Dies ist der Königspalast in Phnom Penh. Er macht schon um 17 Uhr zu, also kommt man am besten früh. Auch sollte man darauf achten, dass man etwas Schulter-bedeckendes und lange Hosen an hat. Ansonsten kann man sich eine Hose für 5$ leihen und ein T-Shirt für 3$ kaufen.
Phnom Penh liegt geografisch interessant. Hier fließt der Tonle Sap River, der dem Tonle Sap Lake entspringt (größter Binnensee Südost-Asiens) in den Mekong. Zu der Zeit als wir da waren, war Regenzeit und der Mekong führt besonders viel Wasser. Zu dieser Zeit im Jahr ist der Rückstau aus dem Mekong so groß, dass er in den Tonle Sap Fluss zurück fließt und der Tonle Sap Fluss somit seine Fließrichtung wechselt. Dies führt dazu, dass in den Tonle Sap Lake, der am Ende des Flusses liegt, viel Wasser fließt und der See größer wird. Das sieht man auf späteren Fotos, denn in Siem Reap haben wir den See besucht. Da ich im April schon einmal da war, konnte ich den Unterschied sehr gut sehen. Aber dazu später mehr.
Dies ist das Nationalmuseum in Phnom Penh. Da waren wir nicht drin, da wir nur 2 Tage in Phnom Penh waren. 
Kokosnussverkäufer in den Straßen Phnom Penhs.
Phnom Penh ist schön. So wie Kambodscha. Das Land ist zwar bettelarm, und das sieht man den Menschen auch an, aber sie sind so freundlich und das Land strahlt das einfach aus. Obwohl man sich natürlich irgendwie auch immer der grausamen jüngsten Geschichte bewusst ist. Vor allem, wenn man in Phnom Penh ist, kommt man an den Ereignissen um die Roten Khmer nicht drum herum. Und das sollte man auch nicht. Das Standard-Touristen-Programm beinhaltet den Besuch der Killing Fields von Choeung Ek und das Foltergefängnis Toul Sleng. Diese zwei Gedenkstätten sind so beeindruckend (auf eine sehr negative Art) und ziehen einem einfach den Boden unter den Füßen weg, dass es gut ist, den Rest (also Königspalast, Wat Phnom etc.) an einem anderen Tag zu besuchen. Leider hatten wir dafür keine Zeit und mussten alles in einen Tag pressen. Aber wir haben uns die Zeit genommen, die wir brauchten und es war gut so. Um dem ganzen Thema den Raum zu geben, den es benötigt und verdient, werde ich das in einem extra Eintrag bearbeiten. Oben auf dem Foto sieht man den Stupa des Killing Fields von Choeung Ek. Killing Fields sind , wie der Name schon sagt, Felder irgendwo in der Pampa, wo die Roten Khmer eine große Anzahl an Leuten brutal abgeschlachtet haben und sich meist noch nicht mal die Arbeit gemacht haben, sie in Massengräbern zu vergraben. Oftmals wurden sie einfach mehr oder weniger verscharrt, denn man kam gar nicht so schnell damit hinterher, wie neue Leichen produziert wurden. Der Stupa auf dem Foto ist der größte seiner Art in Kambodscha, ebenso wie dieses Killing Field das größte (bisher entdeckte) in Kambodscha ist. In dem Stupa sind Knochen, Schädel und Kleidungsfetzen aufbewahrt, die an diesem Ort gefunden wurden. Sie sind zum Teil geordnet nach Alter und Geschlecht, soweit dies möglich war. Im nächsten Blog-Post werde ich viele Bilder dazu veröffentlichen und noch ein wenig mehr schreiben.


Für unseren Sigh-Seeing-Tag in Phnom Penh haben wir uns diesen feschen Tuk-Tuk-Fahrer vor dem Königspalast angelacht. Sein Name war Rota und er war wirklich ein guter Fahrer - nicht faul, sehr freundlich, einfach genau so wie man sich das wünscht. Und er hat sich sein Trinkgeld wirklich verdient. In Phnom Penh arbeiten sehr viele junge Männer als Tuk-Tuk-Fahrer. Und für sie ist es gut, wenn sie Gäste für einen ganzen Tag haben, die ihnen einen ordentlichen Preis zahlen. Wenn man sich überlegt, wen sie damit wahrscheinlich alles ernähren müssen, kann man nur hoffen, dass sie regelmäßig Kunden für den ganzen Tag finden. Das Leben in Kambodscha ist sicher nicht einfach...
Straßenszenen in Phnom Penh


Tuk-Tuk-Fahrer warten auf Kundschaft.
Am Toul-Sleng-Genocide-Museum. Dieses ehemalige Schulgebäude wurde zur Zeit der Roten Khmer zum Foltergefängnis umgewandelt. Hier wurden massenhaft Männer, Frauen und Kinder gefangengehalten, gefoltert und von dort aus zum Killing Field Choeung Ek gebracht, von wo aus sie nie zurück kehrten. Auch darüber gibt es im nächsten Blog-Eintrag mehr zu lesen.
Das ist das Indepence Monument in Phnom Penh. Es wurde 1958 zur Feier der Unabhängigkeit von der Kolonialherrschaft der Franzosen (1954) erbaut.
Wat Phnom: danach ist Phnom Penh benannt. Ist jetzt nicht so der Knaller, wenn man thailändische Tempel kennt.
Auch hier werden wieder kleine Vögelchen verkauft, die man frei lassen kann, um sein Karma aufzubessern und das Böse hinfort tragen zu lassen. Nunja... ich weiß nicht, ob Buddha das so Klasse gefunden hätte...




Mein geliehen/gekauftes Besucher-Outfit für den Königspalast in Phnom Penh. 
Beeindruckende große Tempelanlage, die leider an dem Tag an dem wir da waren, mit Touristen-Gruppen vollgestopft war bis oben hin. Es war aber auch noch der kambodschanische Nationalfeiertag.Vielleicht war es deshalb so voll.


Aufgrund meiner übermenschlichen Fotografiekünste sehen die Bilder dennoch so aus, als wäre kein Mensch an diesem Tag dort gewesen.Glaubt mir, der Schein trügt. Zwischenzeitlich war's so voll, dass man kaum treten konnte und sich mit der Masse vorwärts schieben lassen musste.


Tolle kambodschanische Musik. Habe auch ein Video davon gemacht. :)
Ein freundlich lächelnder Wachsoldat vor dem Royal Palace.
Farbenfroher Luftballon-Dealer.
Das Nationalmuseum in Phnom Penh bei Nacht.
Mit diesem Bus sind wir von Phnom Penh in ca. 6 Stunden nach Siem Reap gefahren. Das war mit Abstand der komfortabelste Bus, in dem ich je gefahren bin. Es war unglaublich geräumig, man konnte die Sitze sehr weit zurück lehnen, es liefen amerikanische Filme mit Adam Sandler (Yeay!!) und draußen flog die traumhaft weite Landschaft Kambodscha's am Fenster vorbei. Dummerweise hab ich unterwegs Migräne bekommen. Aber die ließ sich mit guten deutschen Medikamenten bekämpfen. Ein hoch auf die Pharmaindustrie!
Noch nirgends ist mir die Welt jemals so weit vorgekommen. Der Horizont in Kambodscha liegt so weit weg, dass mir jedesmal von neuem der Atem stockt. Man fühlt sich unglaublich klein inmitten dieser weiten Weite. Es ist ein Ort an dem man Zeit verbringen möchte, wo man inne halten will und alleine stehen will - umgeben von Reisfeldern und vereinzelten Zuckerpalmen - unter dem noch endloseren Himmel Kambodschas.

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