Dienstag, 16. Oktober 2012

Vietnam - Land des vergessenen Lächelns - 1. Station: Hanoi

6 Monate Praktikum in Bangkok sind vergangen. Wie üblich heißt es überall "Ach, die zeit vergeht so schnell." Ja, das stimmt wohl, aber ehrlich gesagt war mir das vorher schon klar. Es ist doch immer so: der Sommer ist zu schnell rum (zumindest in Deutschland), Weihnachten steht schon wieder vor der Tür, und schon wieder hat man Geburtstag... Als also die 6 Monate Praktikum rum waren, hat direkt das nächste Abenteuer begonnen: eine reichlich 2-wöchige Backpacking-Tour mit meiner Mutter.
Mein letzter Arbeitstag bei der DEG endete, wie alle anderen auch, Freitags um 18 Uhr. Die Reise mit meiner Mom startete Samstag früh um halb 7. Da ging nämlich mein Flug von Bangkok nach Hanoi, wo wir uns auf dem Flughafen treffen wollten. Da der Flughafenzubringer in Bangkok erst ab 6 Uhr morgens fährt, habe ich mich entschlossen, die alte Tradition der Flughafen-Übernachtungen in Südost-Asien wieder aufzunehmen und habe den letzten Zug am Freitag Abend zum Flughafen genommen. Es war, wie beim letzten Mal in Kuala Lumpur auch, recht kalt und unbequem auf dem Flughafen, aber am Ende bin ich doch eingeschlafen und genau dann wieder aus meinem friedlichen Dornröschen-Schlaf erwacht, als ich mich zum Check-In bewegen musste. Also ging's zur Passkontrolle (diesmal zum Glück ohne Strafzahlung wegen Visa-Versäumnissen) und ab in den Duty-Free-Bereich. Dort gab es tatsächlich gepolsterte Sitzgelegenheiten, die ich dann für ein weiteres Power-Nap von ca. einer Stunde nutzen konnte, bis es dann endlich nach Hanoi ging. Beim Landeanflug auf die Stadt fiel mir dann auf, dass Vietnam von oben ganz schön europäisch aussieht mit seinen Giebeldächern und rechteckigen Feldern.
Auf dem Flughafen in Hanoi, dessen Standard (ebenso wie der von Kuala Lumpur) nicht mit Bangkok mithalten kann, kam es dann zum Wiedersehen mit meiner Mutter - nach 6 Monaten. Euphorisch und überraschend unmüde machten wir uns dann mit dem Taxi auf den Weg zu unserem Hotel. Der Name lautet sehr kreativ Hanoi Guesthouse. Es liegt sehr praktisch mitten in der Altstadt und ist wirklich sehr empfehlenswert. wir zahlten 26$/Nacht/Zimmer inkl. Frühstück. Da wir so früh dort waren, mussten wir noch etwas warten, bis wir unser Zimmer beziehen konnten. In der Zwischenzeit hat man uns jedoch ein kostenloses Frühstück angeboten. Auch sonst war der Service wirklich erstklassig. Das Personal sprach (für vietnamesische Verhältnisse) sehr gutes Englisch und war äußerst freundlich und hilfsbereit. Unser Zimmer lag im Dachgeschoss, was einen Vorteil, aber auch einen Nachteil hatte. Der Vorteil war, dass wir da oben ganz alleine waren. Der eindeutige Nachteil war, dass es sehr heiß dort war. Wer  schon mal Ende August oder Anfang September in Hanoi war, wird erahnen können, welche Hitze und Stickigkeit uns dort oben erwartete. Aber zum Glück gibt es ja fast überall Klimaanlagen. Anosnsten konnte man sich nicht beschweren: die Betten waren bequem, es gab kostenloses Trinkwasser, der Wasserdruck der Dusche war sehr gut und uns ist kein Ungeziefer über den Weg gelaufen, es gab keinen Schimmel und sogar noch einen freien ausblick über die Stadt - das sind alles Attribute, die diese Unterkunft in meinen Augen zu einem echten Geheimtipp machen. Und das für den Preis. Nun genug Werbung - ich werde dafür ja leider nicht bezahlt. 
Nachdem wir nun endlich angekommen waren, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Ich hatte aus Songkhla 2 Stoffe mitgebracht, die ich mir gerne zu Kleidern verarbeiten lassen wollte. Durch meine Erfahrung vom vorigen Jahr in Hanoi, ging ich davon aus, dass wir ganz fix eine kleine Schneider-Stube finden würden, wo ich das ganze in Auftrag geben könnte. So leicht gestaltete sich die Suche dann leider doch nicht. So machten wir unfreiwillig eine ausführliche Altstadt-Besichtigung, die aber für meine Mutter ein toller erster Einblick für das Leben in Südost-Asien war. die war noch nie in Asien und dementsprechend ist vor allem Hanoi ganz zu Beginn, ein echter Kulturschock - ohne das negativ zu meinen. Reizüberflutung trifft es wohl noch besser. Die Straßen sind schmal, oft ohne Bürgersteig und von allen Seiten kommen hupenden Mopeds, die keinen Verkehrsregeln zu folgen scheinen. Darunter mischen sich hin und wieder Radfahrer, ab und zu auch Autos, viele Fußgänger und Straßenverkäufer. Das Leben findet auf der Straße statt: es wird gekocht, repariert oder einfach nur Kaffee getrunken.
Dank meines einzigartigen Orientierungssinns, der sich ähnlich wie bei Zugvögeln am Erdmagnetfeld orientiert, haben wir dann "meinen" Schneider-Laden wiedergefunden: Ngoc Anh Fashion in der 92A Hang Gai Street. Das ist direkt in der Altstadt ganz in der Nähe von KFC. Ich kann den Laden nur empfehlen, denn sie haben wirklich schöne Kleidermodelle und machen auch Röcke und Blusen. Ich habe dann 2 Kleider in Auftrag gegeben und meine Mom hat sich auch eins schneidern lassen. Ich glaube, wir haben ca. 26$ pro Kleid bezahlt.
Am Nachmittag haben wir uns dann mit meinem Cousin Philipp am Literatur-Tempel getroffen. Er wohnt seit ca. 3 Jahren in Hanoi und meine Mutter wollte ihn schon immer mal besuchen. Das war auch der Grund, warum wir unsere Reise in Hanoi starteten. Da ein wichtiger vietnamesischer nationalfeiertag vor der Tür stand, waren viele Leute dort und es wurde viel Blumenschmuck angebracht.


Nach dem Besuch des Tempels waren wir noch etwas Essen - die Zeitverschiebung und die viele Reiserei hatte bei uns zu seltsamen Hungerbedürfnissen zu ungewöhnlichen Zeiten gesorgt, die sich aber glücklicherweise einfach befriedigen ließen. anschließend sind meine Mom und ich noch weiter durch die Straßen Hanois gezogen und haben uns den Kameraden Lenin angesehen...
... sowie Ho Chi Minh's Mausoleum, dass am Nachmittag natürlich wieder geschlossen war... 
... als auch die One-Pillar-Pagoda (hier ein ausführlicherer Text auf Englisch). 
Es wurde spät und wir machten uns langsam auf den Rückweg. Neben unserem Hotel gab es ein altes vietnamesisches Haus, in dem hin und wieder spezielle Konzerte aufgeführt wurden. Bei der Musik handelte es sich um traditionelle Catru-Musik. Wir haben uns mit Philipp zusammen das Konzert angesehen. Nunja, ich muss sagen, ich fand es beeindruckend, aber es ist nicht sehr leicht zugänglich. Meine Mutter hat der Jetlag eingeholt und sie ist vom ersten Lied an immer wieder eingedöst. Es war ein interessanter Abend, aber am Ende dessen waren wir auch wirklich sehr geschafft...
Hier gibt es ein Video, das ich an dem Abend gemacht habe. Hier noch ein zweites und ein drittes Video.
Für den nächsten Tag hatten wir über unser Hotel einen Tagesausflug gebucht. Zuerst ging es nach Hoa Lu, der alten Hauptstadt Vietnams in der Dinh Dynastie zwischen 968 und 980.

Dort haben wir uns 2 Tempel angesehen - wahrscheinlich den Dinh Tien Hoang Tempel und den Le Dai Hanh Tempel. Die Tempel in Vietnam sind sehr anders als die Tempel in Thailand oder Kambodscha. Man sieht sehr stark den chinesischen und konfuzianischen Einfluss, der einem in Thailand nur sehr selten begegnet (hauptsächlich in chinesisch geprägten Wohngebieten in Bangkok). Die Tempel waren durchaus interessant, allerdings waren viele Touristen dort, da dieses Gebiet von Touristen-Bussen angesteuert wird. 
Da wir allerdings nur 2 Nächte in Hanoi verbrachten, hatten wir keine Zeit, uns individuelle Ausflüge zu organisieren, die etwas abseits der eingetretenen Touristenpfade stattfinden. Von anderen erfahrenen Vietnam-Reisenden habe ich jedoch gehört, dass dies durchaus möglich ist. 

Im Anschluss an die Tempel-Besichtigungen gab es ein mittelmäßiges Mittags-Buffet in einem Restaurant in Tam Coc, währenddessen es wie aus Eimern goss. Kaum hatten wir unsere Teller geleert, kam jedoch die Sonne zum Vorschein und wir konnten zu unserem kleinen Boots-Ausflug aufbrechen. Bei strahlendem Sonnenschein ging es durch malerische Kalkstein-Felsen und geheimnisvolle Grotten.


Der übliche Touristen-Nepp darf natürlich und ganz besonders in Vietnam nirgends fehlen!! Am Wendepunkt der Boote gab es kleine Verkaufsbote, die vollkommen überteuert Snacks und Getränke verkauft haben. Scheinbar wollten viele Touristen nichts kaufen und so bequatschte man diese, doch für die netten Bootsfahrer (wir hatten ein altes Ehepaar als Paddler) ein erfrischendes Getränk zu kaufen. Da ich bei solchen Situationen immer noch etwas konfliktscheu und harmoniebedürftig bin, haben wir uns darauf eingelassen und für beide was gekauft. Meine anfängliche Absicht, diesen netten alten Menschen am Ende der Fahrt ein meiner Meinung nach angemessenes Trinkgeld zu geben hatte sich nach dieser Aktion in Luft aufgelöst.
Wir setzten unsere idyllische Fahrt fort, die sich dann irgendwann leider zu einer Verkaufsfahrt wandelte. Plötzlich holte die nette Omi Fotos von ihrer Familie beim Sticken heraus und fing daraufhin an, mir allerhand bestickte Textilien vorzuführen. Jedesmal blieb ich freundlich und gab ihr zu verstehen, dass ich nichts kaufen möchte. Woraufhin sie jedesmal ein anderes Produkt hervorholte: bestickte Beutel, Tischdecken, Servietten, Tücher, T-Shirts, Taschentücher, Täschchen... Was kann man nicht alles besticken? 
Es war wirklich ein wenig anstrengend und mir taten diese alten Leute ja auch leid, wie sie uns so 2 Stunden durch die Gegend paddelten. Aber ich wollte den Krempel einfach nicht kaufen!


Die Fahrt näherte sich dem Ende und meine anfängliche gute Laune war nur noch so mittelmäßig, da ich mich mal wieder nur auf meine angeblich prall gefüllte Brieftasche reduziert fühlte. Kurz vor Ankunft am Pier fragten sie uns natürlich noch nach Trinkgeld. Sie konnten beide absolut kein Englisch, aber das Wort "Tip" ist wahrscheinlich eines von den 5 Wörtern in ihrem Englisch-Wortschatz. Schade... Leider war das nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie man (zumindest im Norden Vietnams, der ja so sozialistisch sein soll!) an allen Ecken und Enden um sein Geld gebracht wird. Nachhaltiger Tourismus, der dafür sorgt, dass man gerne in ein Land zurück kommt oder es seinen Freunden empfiehlt, sieht für mich anders aus.
Im Anschluss an diese Bootsfahrt gab es noch eine kleine individuelle Fahrrad-Tour. Wir bekamen 2 olle Mountain-Bikes (unbequem und schwer) und konnten eine halbe Stunde alleine durch die Gegend fahren. Das haben wir uns natürlich nicht 2 mal sagen lassen und sind irgendwo an der Hauptstraße abgebogen und in ein winzig-kleines Dorf gefahren. Das war in der Tat ein toller Ausflug, fernab des Touristen-Rummels. Es war heiß, die Sonne schien, die Straßen waren eng und wurden oftmals zu Fußwegen und dann zu Sackgassen. Leider haben wir keine Fotos gemacht, aber vielleicht muss sowas einfach in der Erinnerung existieren... Am Abend waren wir noch mit Philipp am West-Lake in einem wirklich guten kleinen vietnamesischen Restaurant. Dort haben wir wirklich sehr leckeres vietnamesisches Essen gegessen und die einigermaßen ruhige Atmosphäre am See genießen können.
Am nächsten Morgen war ich abenteuerlustig und wollte zum Frühstück etwas typisch vietnamesisches Essen - eine Pho. Das ist eine typisch vietnamesische Nudel-Suppe, die es mit verschiedenen Zutaten gibt. Ich habe sie mit Hühnerfleisch gegessen. Nunja, nach 6 Monaten thailändischer Küche war das eine herbe Enttäuschung. Wenn alle Phos so sind, dann verstehe ich den Hype darum nicht. Für mich war das einfach nur eine lasche und langweilige Suppe mir Nudeln und Hühnerfleisch. 
Bevor uns unser Bus nach Ha Long vom Hotel abholen sollte, mussten wir dann noch unsere Kleider abholen und hatten dann noch ein wenig Zeit. Wir sind zum Hoan Kiem Lake gegangen, wo vormittags die in Südost-Asien verbreitete Gymnastik unter freiem Himmel stattfand. Das war ein unterhaltsamer Anblick, wie dieser sehr durchtrainierte Typ irgendwelche seltsamen, akrobatischen Tanzübungen (erinnerte mich an die Dubstep-Tanzperformances, die man im Internet oft sieht) vorführte und die kleinen, etwas älteren Mütterchen sie versuchten nachzuahmen. Herrlich! Gegen 11 wurden wir dann mit einem Kleinbus von unserem Hotel abgeholt und los ging die unvergessliche Reise nach Ha Long...

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